Während es in früheren Epochen der Menschheitsgeschichte indiskutabel war, sind Frauen und Männer der heutigen westlichen Welt, zumindest nach außen hin, gleichberechtigt. Längst geben nicht mehr Männer allein den Ton an. Sie können sich nicht mehr darauf verlassen, dass sie allein wegen ihrer Männlichkeit das Sagen haben. Zunehmendst kämpfen auch Frauen selbstbewusst und aktiv um die Vorherrschaft und die Macht in der Partnerschaft. Mit diesem neuen Bewusstsein verschwimmt auch allmählich das typische Bild der Geschlechterrollen. Längst gehört der Machtkampf zwischen Mann und Frau zum Alltagsbild einer Beziehung.
Lernen sich zwei Menschen kennen, dann tasten sie sich vorsichtig an den jeweilig anderen heran. Wohl kaum jemand fällt gleich zu Beginn der Romanze mit der Tür ins Haus und offenbart nüchtern seinen wahren Charakter. Zunächst zollen sich beide Partner, schon fast unglaubwürdig, viel Respekt. Sie nehmen, ganz selbstverständlich, Rücksicht auf den anderen, vor allem, wenn damit die eigene Großzügigkeit unterstrichen werden kann. Dass dieser Umgang miteinander nicht auf Dauer anhält, sollte jedem bewusst sein, der bereits einige Erfahrungen in bisherigen Partnerschaften sammeln konnte.
Im Tierreich und in der menschlichen Gesellschaft bestimmt die Rangordnung über den Status des Einzelnen. Jeder muss sich, ob im Alltag, im Beruf oder in der Liebe, gegen eine Vielzahl von Konkurrenten behaupten. Auch wenn viele glauben, dass die Gesetze des Stärkeren heute keine Bedeutung mehr haben - Fakt ist, dass die Überlegeneren auf der Seite der Gewinner stehen und über andere bestimmen, sie regelrecht dominieren.
Doch wie äußert sich diese typische Eigenschaft der Menschen in einer Partnerschaft zwischen Mann und Frau? Nun, Frauen wurden seit jeher von den Männern gezielt unterdrückt und in eine bestimmte Richtung gedrängt. Ihnen wurde die Rolle am Herd, in der Küche und im Haushalt zugeordnet. Zwar beugten sich die meisten problemlos diesen männlichen Allüren, aber im Inneren brodelte es gewaltig. Sie waren schlichtweg unzufrieden und sehnten sich nach Gleichberechtigung. Seit der Emanzipation der Frau, in der sich die weiblichen Geschöpfe von Ihrer Unterdrückung befreiten, kämpfen Sie in Beziehungen ebenso um die Vorherrschaft, wie jeder Einzelne in der Gesellschaft. Logisch, dass auch den Männern dieses Verhalten nicht lange verborgen blieb. Um sich weiterhin als dominanter Part behaupten zu können, mussten sie den unerbittlichen Geschlechterkampf aufnehmen. Doch was bedeutet dies nun für moderne Beziehungen?
Geht man von zwei gleichberechtigten Partner aus, so verhält es sich im Laufe der Beziehung grundlegend nach dem Rangordnungsprinzip. Jeder versucht die Oberhand zu gewinnen und den anderen zu dominieren. Dieser Machtkampf, hält im Idealfall, natürlich leicht abgeschwächt, während der gesamten Beziehungszeit an. Denn solang kein Part dominiert, fühlt sich der andere auch nicht unterdrückt und beherrscht. Dieses Gefühl ist essentiell, wenn es um eine lange und erfüllte Partnerschaft geht.
Der Kampf der Geschlechter um die Vorherrschaft erfolgt auf rein geistiger Ebene. Körperliche Gewalt oder Macht sind in Beziehungen zwischen Mann und Frau grundlegend tabu. Dieser Umstand verschafft Frauen einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil. Sie können mit ihrer sexuellen Überlegenheit die Männer zu Sklaven machen, ohne dass sie körperliche Stärke oder Gewalt benötigen. Die meisten Männer reagieren äußerst empfindlich auf den Entzug des Beischlafs oder körperliche Verführungen ihrer Partnerinnen.
Damit die Herrenwelt den Frauen Parole bieten kann, muss ein Umdenken stattfinden. Es reicht nicht mehr aus, allein körperlich der Stärkere zu sein. Vielmehr muss der Mann die Machtspiele der Frau durchschauen können und entsprechend reagieren. Frauen sind sehr viel feinfühliger für gewisse soziale Machtkämpfe. Sie können mit Leichtigkeit und ohne großes Aufsehen ihren Partner manipulieren und für ihre Belange nutzen.
Im Grunde unterscheiden sie sich aber in ihrem Bestreben nach Macht, kaum von ihren Gegenstücken, den Männern. Denn generell möchte jeder den Partner erziehen und auf diese Weise seinen Willen durchsetzen. Oft geschieht dies völlig unterbewusst und automatisch, indem man den Partner kritisiert, wenn er beispielsweise in einer bestimmten Situation nicht dem Idealbild entspricht. Dieses Verhalten führt unweigerlich zu Konflikten und kann der Auslöser für ernste Beziehungsprobleme sein. Denn niemand lässt sich gern verbiegen und beherrschen. Vor allem nicht vom eigenen Partner, dem man bereitwillig Liebe und Zuneigung schenkt.
Man darf auch nicht vergessen, dass ein extrem angepasster Partner weniger verführerisch und reizvoll wirkt. Zwar möchten beispielsweise Frauen gern einen Mann nach ihren Vorstellungen und Wünschen, doch hat dieser sich erst einmal komplett untergeordnet, wird er ebenso uninteressant und langweilig. Daher ist es immer ratsam, sich nicht einfach zu beugen. Jeder Mensch braucht seine Freiheiten in der Beziehung und das Gefühl der Selbstbestimmung. Zwar sollte man auf den anderen zugehen und diplomatisch handeln, aber ebenso seinen Willen behalten und diesen auch konsequent vertreten. Schließlich kann nur so die Beziehung auf Dauer abwechslungsreich, harmonisch und erfüllt verlaufen. Die zu erwartenden Auseinandersetzung und Streitigkeiten aufgrund des Machtkampfes können unangenehm und lästig sein. Dennoch hilft ein Konflikt der Partnerschaft, das richtige Gleichgewicht zu finden.
Denken Sie immer daran: Allein das Machtverhältnis kann über den Fortbestand oder das Ende einer Beziehung entscheiden. Je ausgewogener die Kräfte in der Beziehung sind, umso stabiler wird diese in Zukunft verlaufen.