Was bringen Verbote und Regeln in Beziehungen? Zurück zum Ex-Partner
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In der Zeit, in der wir auf der Suche nach einem passenden Gegenstück in der Welt umherirren, entwickeln wir oftmals ganz konkrete Vorstellungen im Bezug auf die zukünftige Partnerschaft. So wissen die meisten von uns bereits im Vorfeld, welche Eigenschaften und Qualifikationen der neue Partner unbedingt mitbringen sollte. Auch Erfahrungen mit ehemaligen Partnern prägen unsere Einstellungen, die wir in Sachen Liebe und Beziehung haben. Das Ganze hat einen einfachen Grund. Denn nur wer aus Fehlern und Enttäuschungen der Vergangenheit lernt, kann sich weiterentwickeln und in der Zukunft auf bessere Zeiten zu zweit hoffen. Allerdings sind unsere Ansprüche an den Partner häufig genug derart überzogen und hoch angesetzt, dass ihnen ein Einzelner kaum noch gerecht werden kann. Dies wiederrum ist einer der Gründe, warum viele Beziehungen frühzeitig scheitern oder auseinanderbrechen, bevor sie sich überhaupt richtig entfalten konnten.

Menschen mit zahlreichen Erfahrungen im Bezug auf das andere Geschlecht neigen entweder dazu, über viele kleinere Schwächen gekonnt hinwegzusehen, oder sie überfordern andere mit ihren hohen Ansprüchen, die sie an eine Zweierbeziehung haben. Warum nun die eine Gruppe ihre Ansprüche zurückschraubt und stattdessen äußerst kompromissbereit in Erscheinung tritt, ist einfach. Dieser Teil der Bevölkerung hat mit der Zeit gelernt, dass jeder Mensch über ein gewisses Maß an Fehlern und Makeln verfügt und es daher wenig Sinn macht, mit unnötig hoher Energie dagegen anzukämpfen. Insofern existiert in diesem Zusammenhang der Glaube, dass man sich ein harmonisches Beziehungsleben nur sichern kann, wenn man seine Ansprüche nicht zu hoch ansetzt. Meist basiert diese Theorie allerdings auch auf tatsächlichen Erfahrungen, die diese Menschen gemacht haben.

Ein solch einsichtiges Verhalten legt meist nur die etwas ältere Generation an den Tag. Jüngere und damit folglich unerfahrenere Männer und Frauen haben teilweise derart beachtliche Ansprüche an ihre Flirt- und Lebenspartner, die bereits fernab von „normalen“ Bedürfnissen anzusiedeln sind. Geblendet von Medien wie TV, Zeitschriften, Internet und Rundfunk fordern vor allem jüngere Menschen immer häufiger einen nahezu perfekten Partner, der in jeder Lebenslage alle Anforderungen ausreichend erfüllt. Fernsehen und alle anderen Medien haben teilweise einen entscheidenden Einfluss auf die Psyche der heutigen Generation. Häufig genug wird eine heile Welt mit schönen und erfolgreichen Männern und Frauen suggeriert, die bei entsprechend gearteten Menschen ihre Spuren hinterlässt. Denn der neue Freund oder die neue Freundin wird in den seltensten Fällen als perfektes Abbild des heißgeliebten Stars in Erscheinung treten und dem Traumpartner bis ins letzte Detail entsprechen. Kein Wunder, dass sich mit der Zeit diverse Beziehungsprobleme einschleichen und so die Beziehung gefährden. Denn wenn der neue Partner die überzogenen Ansprüche nicht erfüllen kann, macht sich beim anderen bald darauf Unzufriedenheit breit.

Je  höher die Ansprüche an den Partner, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser den Anforderungen nicht gerecht werden kann. Somit steigt die Unzufriedenheit auf beiden Seiten und erste Beziehungskonflikte, bis hin zur baldigen Trennung, können die unmittelbare Folge sein.

Die allgemeine Unzufriedenheit, die entsteht, wenn der Partner den enormen Anforderungen nicht gerecht werden kann, hat ihren Ursprung in der Mehrzahl der Fälle beim anspruchsvollen und fordernden Part der Beziehung. Jeder Mensch braucht für sein Wohlbefinden ein Mindestmaß an Lob und Wertschätzung. Wer jedoch zu hohe Anforderungen an seinen Partner stellt, spart naturgemäß mit anerkennenden Worten und verteilt stattdessen lieber eine geballte Ladung Kritik. Damit nimmt er entscheidenden Einfluss auf das Selbstbewusstsein seines Partners und dessen Gemüt. Menschen die an andere überzogene Ansprüche haben, stellen diese meist auch an sich selbst. Häufig sind sie sogar grundlegend unzufrieden mit sich und der Welt und projizieren ihre Frustration auf den Partner und die gemeinsame Beziehung. Denn nicht umsonst sagt man: „Wer sich selbst nicht liebt, kann auch keinen anderen lieben.“

Wem dieses Verhalten bekannt vorkommt, weil er sich hierbei selbst entdeckt, sollte versuchen, seine Ansprüche und überzogenen Forderungen an den Partner etwas runter zu schrauben. Eine harmonische Partnerschaft kann nicht existieren, wenn Kritik den Alltag bestimmt. Auch braucht man nicht erwarten, dass man mit Nörgelei und dem zur Schaustellen von Unzufriedenheit einen Menschen und dessen Eigenart völlig umkrempeln kann. Kompromisse gehören einfach zu einer Partnerschaft dazu. Wer nicht bereit ist, Zugeständnisse zu machen, der ist oft besser beraten, allein zu bleiben und in diesem Zusammenhang über sich selbst nachzudenken.

Natürlich soll jetzt nicht der Eindruck erweckt werden, dass man keine Ansprüche haben sollte. Schließlich verliebt man sich nur wahrhaftig in Menschen, deren Charakter dem eigenen sehr ähnlich ist. Man sollte aber dennoch versuchen, Größe zu zeigen, indem man über kleinere Fehler und Schwächen gekonnt hinwegsieht. Denn meist sind es gerade die absurdesten Kleinigkeiten, die Beziehungskonflikte in größerem Ausmaß verursachen. Kein Mensch ist perfekt und das ist auch gut so, denn sonst wäre das Leben wahrscheinlich auch etwas zu langweilig, vorhersehbar und damit völlig unspektakulär.

 

9 Antworten zu “Zu hohe Ansprüche an den Partner und die Beziehung”

  1. Frauke sagt:

    Genau das ist der Knackpunkt!
    Ich habe das bei mir (am Ende) recht einfach gelöst:
    Ich verhalte mich so, wie ich es von meinem Partner erwarte.
    Und wer darauf reagiert, ist der Richtige.
    Unglaublich, so einfach und es hat geklappt…

  2. Marc sagt:

    Ich habe und hatte auch immer große Anforderungen an meinen Partner.
    Aber wenn man jahrelang so gelebt und gehandelt hat,wenn man wieder etwas gefunden hat was einem scheinbar stört,ist es wirklich schwer aus dieser Gewohnheit bzw.aus dem Teufelskreis zu kommen.
    Eigentlich hab ich im grunde genommen die perfekte Partnerin die mich so liebt wie ich bin und die mir Ihre Liebe ständig zeigt und immer für mich da ist.Doch jetzt stört mich dieses und jenes und ich kann nicht mehr unterscheiden sind es nur die banalen Kleinigkeiten oder sind sie einfach zu wichtig für mein Liebesleben.
    An vielen Stellen des Textes hab ich mich wieder gefunden und es wird nicht leicht werden daran zu arbeiten.

  3. mireille sagt:

    Oh ja, ich erkenne mich in diesem Text bestens wieder. Ich hab zu hohe Erwartungen an meinen Partner. Hab ihn vor 3 Monaten verlassen, weil ich nicht mehr konnte. Auch er hat Fehler gemacht, aber ich habe auch an mir eine Seite entdeckt, die ich bisher gut verdrängt habe. Ich bin jetzt alleine und denke über mich nach, auch wie ich mich ändern kann. Bei dem Gedanken an eine Beziehung krieg ich schon schier die Krise und das sollte ja nicht ewig so weitergehen. Also, frisch ans Werk!!

  4. Lively3011 sagt:

    Ich bin jetzt fast zwei Jahre mit meinem Partner zusammen. Wir wohnen noch getrennt. Es ist jetzt so, er hat ein Haus und von meiner Seite aus würde ich lieber heute als morgen mit ihm zusammen ziehen. Ich habe mich schon oft mit darüber unterhalten und er sagte mir immer wieder, dass er das auch möchte. Jedoch macht er nicht wirklich anstalten zu sagen, dass wir den Umzug jetzt endlich in Angriff nehmen. Ich möchte mich ihm nicht aufdrängen, jedoch bin ich bereit für diesen Schritt und ich würde gerne sogar noch weiter gehen. Er sagt zwar, dass er das auch möchte, aber es kommt irgendwie nichts rüber. Ich möchte es einfach von ihm hören, dass er mich und meinen Sohn endlich bei sich haben will und wir es zeitlich mal festmachen, wann ich zu ihm ziehe.
    Ich weiß nicht so richtig, was ich denken soll? Wie ich mich verhalten soll? Muss ich noch geduldig bleiben? Stelle ich zu hohe Ansprüche an meinen Partner, wenn ich sage, ich möchte täglich mit ihm zusammen sein???

  5. Jens sagt:

    Hallo,

    meiner Meinung nach sind Ansprüche durchaus berechtigt. Solange man sich keine irrationalen Wunschvorstellungen ausmalt, geht das schon in Ordnung.

    An alle Unentschlossenen sei gesagt: Was zusammen kommen und finden soll, wird auch zusammen kommen und finden. Das wird sicherlich passieren ;-)

    LG Jens

  6. Honey sagt:

    Hallo ihr,

    also, dass mit den Ansprüchen ist ja so eine Sache. Ich hätte da allerdings mal eine Frage: Wie groß sind eure Ansprüche dem Aussehen gegenüber? Ich bin noch jung und da achtet man schon sehr auf das Äußere. Findet ihr das berechtigt oder sollte man dem nicht sooo viel Bedeutung schenken?

    Vielleicht könnt mir ja dabei helfen, denn das ist meine einzige Anforderung, bei der ich glaube, dass ich da ein bissl übertreibe.

    Freue mich schon auf eure Antworten!

  7. Erich sagt:

    Das Aussehen setzt sich im Wesentlichen aus zwei Faktoren zusammen: Der eine ist quasi naturgegeben, während der andere auf aktiver “Selbstgestaltung” und Pflege basiert. Da ist natürlich die Frage, auf welchen der beiden du dich beziehst. Der erste Punkt ist arg subjektiv - die Aussage mag flach sein, doch in den Augen des/der Richtigen wird man immer Anklang finden. Ich gehe mal davon aus, dass du eher den zweiten Punkt ansprichst. Ein wohl gepflegtes Aussehen suggeriert Selbstwertgefühl und Gesundheit und wirkt sich im richtigen Maße natürlich vorteilhaft aus, das mag bei der ersten Annäherung durchaus hilfreich sein. Langfristig jedoch zahlt sich eine gewisse Natürlichkeit mehr aus. Das bedeutet ja noch lange nicht, dass man ungepflegt herumlaufen muss. Das macht zum einen weniger Mühe, senkt die oben angesprochenen Ansprüche und vermeidet letzten Endes eine gefährliche Gewöhnung.

    Oder mit anderen Worten: Achte auf dein Aussehen in deinem selbst definierten Maß. Gib dir dabei so viel Mühe, wie es für dein eigenes Wohl nötig ist und stütze deine Motivation nicht auf deine Einbildung über die Ansprüche deines Partners.

  8. Lilo sagt:

    Also bei mir ist es so: Ich bin seit mehr als zwei Jahren mit meinem Freund zusammen (immer mal wieder getrennt und ich habe immer den ersten Schritt gemacht, damit wir wieder zueinander finden) und seit 7 Monaten wohnen wir nun zusammen. Das Problem ist aber, dass ich mich weiter entwickeln möchte, sprich, ich will ins Ausland, andere Stadt etc., aber er nicht (er ist aber auch 6 Jahre älter als ich). Er ist ziemlich zufrieden und wenn er sich entwickelt dann nur, weil ich es will.

    Doch langsam bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich mich selber entwickeln will, doch er versteht es nicht. Zudem habe ich die ganzen 2 Jahre damit verbracht, ihn zu verändern und jetzt will ich mal dran sein, doch es ist ihm alles zu anstrengend. Außerdem merke ich immer mehr, dass ich eine Null-Bock-Stimmung entwickle und mich einfach gar nicht mehr bemühe.

  9. TheGrunt sagt:

    Guter Text, findet man selten im Internet.

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