Warum zuviel Nähe einer Beziehung schaden kann Zu hohe Ansprüche an den Partner und die Beziehung
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Wir alle leben in einer Welt, in der wir unlängst den Überblick über die Vielzahl alle Verbote, Regeln und Gesetze verloren haben, die unsere heutige moderne Zeit so stark charakterisieren. Bei allem was wir tun, müssen wir uns jederzeit an diverse Spielregeln halten, damit wir ausreichend Akzeptanz finden und uns nicht irgendwann zum Außenseiter der Gesellschaft degradieren. Verordnungen und Verbote sind für ein friedliches Miteinander zweifelsohne unvermeidbar. Dennoch schränken uns Vorschriften erheblich in unserer Freiheit und Selbstbestimmung ein und erzeugen damit nicht selten ein gehöriges Maß an Missmut. So nimmt, vor allem dann, wenn der Berg an Vorschriften scheinbar unaufhaltsam wächst, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung deutlich zu.

Wer in einer Partnerschaft lebt, verlässt damit keinesfalls die gesellschaftliche Ordnung. Auch hier gelten gewisse Spielregeln, die eingehalten werden müssen, damit die Grundvoraussetzungen für eine harmonische Beziehung geschaffen werden können. Dieses, wohl eher inoffizielle Regelwerk, umfasst beispielsweise die gegenseitige Treue, den Respekt vor dem Partner und die Gleichberechtigung. Normalerweise werden diese „Beziehungsrichtlinien“ auch von jedem akzeptiert und nur selten als wirkliche Einschränkung der persönlichen Selbstbestimmung angesehen. Problematisch wird es meist erst dann, wenn ein Teil der Beziehung plötzlich eigene Verbote erlässt und damit der Partnerschaft einen wichtigen Baustein entzieht, nämlich die Freiheit des Einzelnen.

Gründe, die das Entstehen von Verboten und Regeln in der Partnerschaft fördern können, gibt es viele. Mal abgesehen von religiösen Geboten, ist der wohl entscheidendste Auslöser die weit verbreitete Unsicherheit unter den Menschen. Jede Unzulänglichkeit an Selbstbewusstsein führt wiederum zu typischen Begleiterscheinungen einer Beziehung wie Eifersucht oder dem Zwang, den Partner kontrollieren zu müssen. Wenn Verlustängste im Mittelpunkt stehen, dann dauert es meist nicht mehr lang, bis ein Part versucht, mit Verboten die Beziehung zu „sichern“. Doch in den meisten Fällen schafft derjenige damit lediglich eine trügerische Scheinsicherheit, die natürlich so ihre ganz eigenen Tücken hat.

Ein weiterer Aspekt ist nicht die schlechte Erfahrung mit vergangenen oder aktuellen Partnern, sondern die schlechten Erfahrungen mit sich selbst. Häufig genug projizieren die Menschen ihr eigenes Verhalten auf andere. Wer selbst nicht treu sein kann, unterstellt dies meist auch dem Partner und diktiert ihm demzufolge einige Verhaltensregeln auf. Daher sollte sich der überwachte Part der Beziehung zunächst immer fragen, woher das Misstrauen eigentlich kommt und bei unberechtigten Zweifeln besonders hellhörig werden. In solchen Fällen kann es nicht schaden, den kontrollierenden Partner und dessen Verhalten genauer im Blick zu behalten.

Das Erlassen von Verboten innerhalb der Partnerschaft mag zwar von Zweifeln geplagte Zeitgenossen in gewisser Hinsicht beruhigen. Eine hundertprozentige Sicherheit oder unbegrenzte Beständigkeit gibt es aber, wie eigentlich überall, auch in Zweierbeziehungen nicht. Der Versuch, die eigene Unsicherheit mit festen Verboten und Spielregeln zu kompensieren, geht in den meisten Fällen nach hinten los. Schnell leidet das Beziehungsklima und das gegenseitige Vertrauen ist dahin. Ist letzteres, aufgrund der Tatsache, dass sich ein Part kontrolliert fühlt, ernsthaft gestört, dann nehmen die Gefühle ab und die Beziehungsprobleme folglich zu.

Insbesondere all jene, die von ihrem ehemaligen Partner betrogen wurden, neigen dazu, einen verstärkten Kontrollzwang zu entwickeln. In diesem Zusammenhang ist es meist unerheblich, ob der aktuelle Partner einen Seitensprung begangen hat oder nicht. Selbst die Erlebnisse mit dem Ex-Partner wirken oftmals nachhaltig und übertragen sich schnell auf die neue Beziehung. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer und demnach wird alles daran gesetzt, dass der neue Partner auch wirklich treu bleibt. Schließlich möchte man negative Erfahrungen aus der Vergangenheit nicht noch einmal erleben.

Sicherlich ist es für Betrogene oder Verlassene schwer, anderen Menschen ausreichend zu vertrauen. Doch meist ist es die gesteigerte Eifersucht, resultierend aus vergangenen Erfahrungen, die die neue Beziehung belasten kann. Hilfreich ist es meist, wenn man sich vor Augen hält, dass der Partner, ob eingesperrt oder nicht, wenn er denn unbedingt will, ohnehin seinen Weg findet und fremdgeht. Mit einem selbstgeschaffenem Regelwerk kann man diese Entwicklung vielleicht ein wenig aufhalten oder, und das ist viel wahrscheinlicher, ungewollt beschleunigen.

Wir alle kennen dies noch aus unserer Kindheit, wenn wir uns bestimmten Verboten unserer Eltern ausgesetzt sahen. Oft erreichten sie meist nur das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigten. Im Endeffekt erzeugt jede Form von Druck eine Art Gegendruck und derjenige, der sich ungerechterweise bestimmten Regeln ausgesetzt sieht, verspürt den Drang, vor der Kontrolle des anderen fliehen zu müssen. Es liegt in der Natur des Menschen, auf Verbote mit Widerstand zu reagieren. Gerade das Verbotene ist es, dass einen reizt. Dies soll nicht heißen, dass der Partner gleich fremdgeht, aber er wird versuchen, seinem Gefängnis zu entkommen, wenn es zu eng wird. Schlussendlich bestimmt der eigene Trotz (auch eine Form des Widerstandes) jegliches Handeln und sorgt damit natürlich für zusätzliche Spannungen in der ohnehin schon angeknacksten Beziehung.

Wem ein bestimmtes Verhalten des Partners aufstößt, der kann diesen selbstverständlich in einem ruhigen Gespräch jederzeit höfflich darum bitten, ohne knallharte Verbote oder Regeln aufzustellen. Geht der andere auf diesen Wunsch ein und verzichtet freiwillig auf gewisse Dinge, wie etwa abendliche Unternehmungen ohne den Partner, dann sollte der andere entsprechende Dankbarkeit zeigen. Eine gewisse Rücksichtnahme gehört zu jeder Beziehung und zeigt dem anderen, dass man sich für ihn und seine Belange auch ausreichend interessiert. Jedoch sollte niemand den Zwang verspüren, etwas nur dem Partner zuliebe zu unterlassen, da dieses im Laufe der Zeit nur die Verteidigung auf den Plan ruft.

Hüten Sie sich in diesem Zusammenhang unbedingt vor Menschen, die selbst permanent Verbote aussprechen und eigenwillige Gesetze aufstellen, selbst aber anscheinend noch nie etwas von Kompromissbereitschaft gehört haben. In der Regel handelt es sich hierbei um besonders verwöhnte Charaktere, die glauben, dass die Welt um sie herum gebaut wurde und nicht andersrum. Geben Sie diesen Personen nicht noch mehr Nährboden, indem Sie sich unterwerfen und jeden Befehl wie ein Sklave ausführen. Jeder Knecht wird schneller hintergangen als ihm lieb sein dürfte.

Wer sich unterwirft wirkt uninteressant und infolgedessen entledigt man sich ihm schon bald. Schließlich schwindet mit zunehmender Unterwerfung der Respekt, was folglich auch einen spürbaren Verlust von Liebe nach sich zieht. Ein Verlust, an dem auch der kontrollierende Part der Beziehung nicht interessiert sein sollte. Ist es doch gerade die Individualität, die andere für uns begehrenswert macht und nicht der bedingungslose Gehorsam. Ein Zuviel an Verboten und Vorschriften zerstört mit hoher Wahrscheinlichkeit deren eigentlichen Charakter, der uns doch am Anfang der Beziehung so angenehm und liebeswert war.

Wenn folgende Verbote und alarmierende Anzeichen von Kontrollzwang die Beziehung dominieren, dann ist der Bogen eindeutig überspannt:

  • Verbot des Nutzens oder Neuanmeldens in Singlebörsen und Chats
  • Untersagen von Treffen mit ehemaligen Freunden und Bekannten
  • Überwachung des Kleidungsstils (besonders bei Frauen)
  • Zwang zur detaillierten Berichterstattung nach Unternehmungen ohne den Partner
  • Verbot, allein ohne Partner auszugehen (vor allem Discos, Bars, Clubs, Feste und Feiern)
  • Schnüffeln im Handy des Partners bzw. Offenlegung von SMS-Nachrichten und Anruflisten

 

10 Antworten zu “Was bringen Verbote und Regeln in Beziehungen?”

  1. Mondschein sagt:

    Ja, aber wie in meiner Situation finde ich, dass diese Regeln gerechtfertigt sind:

    Die Beziehung mit meinem Partner ging wegen einer bestimmten Person auseinander. Jetzt wo wir uns wieder gefunden haben, habe ich ihm gesagt, dass es mich stört und dass es mir weh tut, wenn er sich mit ihr trifft. Er hat zugestimmt und wollte es mir zuliebe unterlassen.

    Jetzt hat er es gebrochen und sieht nicht ein, warum ich Stress mache und wir nun Streit haben. Er möchte nicht verstehen, wie sehr er mir damit wehtut, was für Ängste ich habe, dass dies genau mit dieser Person wieder passiert.

  2. Emma09 sagt:

    Hallo,

    das gleiche kenne ich auch. Mein Freund versteht das auch nicht. Er hat ihr sogar meine Ängste und Sorgen gesteckt. Ich bin ziemlich enttäuscht von ihm, muss noch dazu sagen, dass er mich in der Hinsicht schon 4 x enttäuscht hat. Nun hat er die letzte Chance, ansonsten ist es vorbei.

  3. Linda sagt:

    Vertrauen ist sehr wichtig!
    Verbote deuten auf das Fehlen von Vertrauen hin.

  4. Nicole sagt:

    Hallo,

    ich glaube, ich bin ein grenzenloser Kontrollfreak. Ich weiß eigentlich gar nicht warum. Mein Freund zeigt mir schon, dass er mich liebt. Ich weiß nur nicht, ob er es je in dem Ausmaß bewerkstelligen kann, wie ich mir das vorstelle (Utopie).

    Ich hatte 7 Jahre eine Beziehung mit einem jüngeren Mann. Dieser ließ sich biegen und formen, hat meinen Rat immer als richtig empfunden, mir ununterbrochen gesagt, dass er mich liebt…

    Das hat mich irgendwann gelangweilt. Ich wollte jemand selbständigen. Jetzt hab ich ihn, jetzt hab ich Angst, dass er wieder geht und durch diese Angst vertreibe ich ihn. Er darf noch nicht mal was bei einer netten Bedienung bestellen, ohne dass ich ausraste. Kann man da was tun? Ich weiß ja, dass es falsch ist, nehm mir immer wieder vor, nicht zu zicken und mach es dann doch jedes Mal wieder - bis er weg ist!

  5. Leidender sagt:

    Vielleicht steckt ein Funke Wahrheit in dem Artikel, aber im Grunde sind Verbote doch da, um die gesellschaftliche Grundordnung sicherzustellen. Stell dir vor, es wäre nicht verboten, jemanden zu töten oder Diebstahl wäre nicht verboten.

    Wo bleibt der Sinn? Klar können zu viele Verbote einengen, aber im Grunde geht es ganz ohne Verbote auch nicht.

    Was das Handy angeht: Regelmäßiges Nachschauen verabscheue ich auch, aber ein gelegentliches „mal rein schauen“ zur Kontrolle und Steigerung seines Gefühls, ist völlig unbedenklich.

  6. unknownsoul sagt:

    @Leidender

    In dem Artikel geht es aber nicht um gesellschaftliche Regeln oder Gesetze für die Bevölkerung, sondern um Verbote und Regeln in Partnerschaften. In Gesellschaften gibt es diverse Autoritäten, die die Regeln für alle aufstellen. Wer soll das in einer Beziehung sein? Wer entscheidet dann, was verboten ist und was nicht?

  7. Yvonne sagt:

    Als ich mit meinem Ex-Freund eine Beziehung einging, habe ich ihm am Anfang keine Vorbehalte gemacht. Er hat die Situation ausgenutzt und machte, was er wollte. Später habe ich ihm meine Grenzen aufgezeigt und er hat sein Verhalten auch nicht verändert. Die Konsequenz daraus ist, dass wir uns getrennt haben. Daraus habe ich für mich erkannt, dass man gleich zu Anfang sagt, was man sich wünscht und was nicht. Die goldene Mitte wird wohl das Richtige sein.

  8. Misstrauischer sagt:

    Hallo,

    ich habe das Problem, dass meine Partnerin Discobesuche abzieht, allerdings ohne mich. Zuerst hat sie gesagt, sie möchte wegen mir nicht gehen, ist aber schließlich doch gegangen, weil sie jemand eingeladen hat. Ich mache mir Sorgen und Gedanken, ob sie mich überhaupt wirklich liebt.

    Meine Meinung: Warum geht sie ohne mich zu fragen in Discotheken, obwohl sie mich angeblich liebt? Was meint ihr? Ist Gutmütigkeit das Richtige? Soll ich mehr Abstand halten?

  9. Mondy sagt:

    Ich kenne sowohl die Seite der krankhaften Eifersucht, als auch die Seite des ständig kontrolliert werdenden Partnerteil.

    Bei meinem Ex-Freund gab es schon eine komische Vorgeschichte, weswegen ich erst gar keine Beziehung mit ihm eingehen wollte. Doch dann kam die Liebe und man vergisst sein Vorhaben. Na ja auf jeden Fall hat er mich dann betrogen, was zum Vertrauensbruch führte. Das verletzte mich natürlich sehr, doch nach langem Reden konnte er mich überzeugen, ihm noch mal eine Chance zu geben. Im Laufe der Beziehung kamen dann immer wieder kleine Lügen ans Licht. Diese führten dazu, dass ich wirklich fast schon krankhaft sein Handy und den Chatverlauf durchstöberte. Als ich dann Dinge fand, die mich sehr verletzten, musste ich mehr und mehr nachschauen, was er für SMS bekam usw. Es wurde fast schon zu einer Sucht. Die Beziehung wurde aus mehreren Gründen, aber sicherlich auch wegen meiner Eifersucht beendet.

    Danach bin ich eine Beziehung mit einem sehr eifersüchtigen Menschen eingegangen. Nun war ich der Teil, der kontrolliert wurde. Sogar als mein Partner auf der Arbeit war und ich Urlaub hatte, kamen ständig Kontroll-Anrufe. Anfangs hielt ich es für reines Interesse, aber dann erzählte mir mein Partner sogar, dass er große Angst hat, ich würde ihn während der Arbeit betrügen. Wir wohnten nicht zusammen, doch trotzdem war er jeden Tag bei mir. Ich durfte nichts mehr mit männlichen Freunden oder Bekannten machen und nun wurden meine (!) SMS kontrolliert. Mit der Zeit erkannte ich in vielen Dingen, die er aus Eifersucht tat, mich selbst wieder. Erst dachte ich noch, ich könne in einer neuen Beziehung glücklich werden - durch gegenseitiges Vertrauen. Doch leider musste ich mir in der neuen Beziehung immer mehr meine damaligen Fehler eingestehen. Leider hielt die neue Beziehung nicht lange, denn der Kontrollzwang meines Partners wurde so groß, dass wir uns nur noch stritten. Seitdem glaube ich an Karma ;-) und bin nicht mehr so eifersüchtig, doch trotzdem ein wenig vorsichtig.

  10. Manuela sagt:

    Hallo ihr Lieben,

    ich habe mal eine Frage. Meine Beziehung läuft seit drei Jahren ganz gut. Wir können lachen, uns mal zu zweit besaufen, schlimme Zeiten zusammen durchstehen etc.

    Alles läuft gut, außer dass er mir verbietet mit meinen Freundinnen ausnahmsweise mal auf eine Party oder in eine Disco zu gehen.

    Ich gehe nie alleine weg und er will, dass ich nur mit ihm weggehe, aber er will nie. Ich will wegen der Disco meine Beziehung nicht gefährden, aber andererseits macht es mich trotzig und sauer. LG

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