Wenn die angesagtesten Autohersteller ihre neuesten Bolliden vorstellen, dann schlägt ja bekanntlich so manches Männerherz höher. Wie kleine Kinder, die ein neues Spielzeug in der Spielwarenabteilung entdecken, benehmen sich auch erwachsene und vermeintlich reife Männer beim Anblick von schnellen und getunten Autos. Schon seit jeher fungiert das Auto als äußerst beliebtes Männerspielzeug. Doch was steckt eigentlich hinter diesem Verhalten? Wieso sind einige Männer derart autofixiert und können schnittigen Designs in Kombination mit vor Kraft strotzenden Motor- und Auspuffgeräuschen nicht wiederstehen?

Um die autoverrückten Herren einigermaßen zu verstehen, muss man sich vor Augen halten, was ein sportlicher und optisch aggressiver Wagen eigentlich verkörpert. Ein flottes und auffälliges Gefährt symbolisiert in erster Linie Stärke, Individualismus, Schnelligkeit und natürlich Überlegenheit (gegenüber den “alltäglichen” Fahrzeugen). Also Eigenschaften, die viele Männer im Bezug auf ihre Person gern selbst vorweisen würden. Letztendlich entfesselt ein solcher Wagen in den Männern gewisse Urinstinkte, die für die Jagd früherer Menschengenerationen von enormer Bedeutung waren. Selbst wenn es abgedroschen klingen mag, auch die heutigen Männer sind in dieser Hinsicht nicht sonderlich von ihren Vorfahren entfernt. Sie sind immer noch Jäger, nur eben eher im Straßenverkehr, wenn man mal die Spezies außer Acht lässt, die auf der Welt Krieg spielt. Wenn das Testosteron den Autokauf und den Fahrstil dominiert, wird selbstverständlich nicht gerade an Benzin sparen oder spießige Geschwindigkeitsbegrenzungen gedacht. Dann steht das Protzen und das Gefühl von Macht im Vordergrund.

Auch wenn ein schnelles und stylisches Auto bestimmte martialische Eigenschaften transportieren kann und dem Besitzer ein ausgesprochenes Gefühl von Überlegenheit vermittelt, es ist und bleibt nur ein Wagen, eine materielle Hülle und letztendlich ein Schein von Macht. Der tuningbegeisterte Fahrer versucht sich im Grunde mithilfe seines Bolliden selbst aufzuwerten, was für weniger Begeisterungsfähige allerdings relativ armselig, oft sogar lächerlich, erscheinen mag. Weitläufig wird natürlich die Meinung vertreten, dass einem Mann mit Sportwagen die Frauen zu Füßen liegen müssten. Im weitesten Sinne mag dies auch so korrekt sein, da einige Frauen sicherlich auf mächtige und finanzstarke Männer stehen. Schließlich ist ein teueres Auto auch immer ein Statussymbol. Dennoch ist dies nur eine rein oberflächliche Herangehensweise, die nicht automatisch auch Rückschlüsse auf Charakter- oder Willensstärker ziehen lässt. Zudem kann man(n) größtenteils diese Gattung weiblicher Fans vergessen. Die Richtige ist wohl eher selten unter den erfolgshungrigen Autogroupies.

Egal welche Gründe Männer angeben, warum sie solch ein Spielzeug nötig haben. Ein sportliches Auto mit allerlei Tuningerweiterungen ist vorrangig dafür bestimmt, bei den weiblichen Geschöpfen dieses Planeten Eindruck zu schinden. Man kann also grundsätzlich davon ausgehen, dass das geliebte Auto eines Mannes unterbewusst immer als eine Art Aushängeschild und Balzverstärker dient. Zumindest dann, wenn dieser versucht, sich über sein Auto zu definieren, was bei weniger selbstbewussten männlichen Exemplaren wohl auch grundsätzlich der Fall sein dürfte.

Dennoch gibt es glücklicherweise genügend Männer, die aufgrund ihres hohen Selbstvertrauens auf derartige Spielereien in Form von getunten Autos keinen gesteigerten Wert legen. Wer wirklich von sich überzeugt ist und genau weiß was er kann, muss seine vermeintlichen “Fähigkeiten” nicht derart zur Schau stellen. Denn so wie Kleider keinem dazu verhelfen ein besserer Mensch zu sein, so tun es Autos auch nicht.