Wenn man Untersuchungen Glauben schenken soll, dann lügen wir täglich ca. 150-200 mal andere Menschen an. Nicht das hier die Statistik selbst lügt? Ich persönlich halte das schon für ziemlich übertrieben. Manche haben ja gar nicht die Gelegenheit, Tag für Tag mit mehreren Menschen zu kommunizieren. Naja wie dem auch sei, es scheint dennoch so, als würden wir alle auf Ehrlichkeiten keinerlei Wert legen und uns auf diese Weise kontinuierlich durch die Weltgeschichte lügen. Trotzdem sind wir bei kaum eine andere Sache schneller enttäuscht und beleidigt, als wenn uns jemand die Wahrheit bewusst vorenthält oder mit seinen Lügen versucht zu täuschen. Heimlichkeiten erwecken den Verdacht, dass wir von bestimmten Dingen ausgeschlossen werden sollen. Dabei wird niemand gern ausgegrenzt. Schließlich ist das Gemeinschaftsgefühl ein elementarer Bestandteil, dessen Verlust wir nur schweren Herzens hinnehmen. Wahrscheinlich einer der Hauptgründe, warum wir auf Lügen derart sensibel reagieren.

Wenn uns jemand belügt, dann sind gewisse Hergänge oder zwischenmenschliche Machenschaften einfach nicht für unsere Ohren bestimmt. Warum auch immer. Jedenfalls haben wir das Gefühl, dass uns in solchen Situationen nicht ausreichend Respekt gezollt wird. Schließlich muss der lügende Part davon ausgehen, dass der Schwindel eines Tages auffliegt und uns mitunter massiv verletzt. Auf alle Fälle wird diese Möglichkeit, sei es bewusst oder unbewusst, einkalkuliert. Hinzu kommt, dass unser, daraus resultierendes, mangelndes Vertrauen ebenso an unseren Nerven zehrt. Nach entsprechenden Enttäuschungen wissen wir einfach nicht mehr, was wir wem noch glauben sollen. Letztendlich vermuten wir immer irgendwo eine Lüge oder Verschwörung und fangen Schritt für Schritt an, alles zu hinterfragen. Eine sehr lästige Folge.

Zwar lassen wir uns von keinem gern belügen, sind es aber aus Fernsehen und Politik regelrecht gewöhnt. Wir nehmen es hin, weil wir es zum einen eh nicht ändern können und da uns zum anderen der wirkliche Bezug fehlt. Belügen uns folglich Menschen, auf deren Ehrlichkeit wir keinen Wert legen, dann schwindet auch das Interesse an der tatsächlichen Wahrheit. Dafür reagieren wir aber umso gereizter, wenn uns Menschen belügen, die uns sehr nahe stehen. Bezieht man das Ganze auf eine Partnerschaft, dann kann eine einzige Lüge das Vertrauen zueinander schwer belasten. Schließlich lebt eine Beziehung von der Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Wer glaubt, dass man den Partner auf Dauer und vor allem ohne nachhaltige Konsequenzen belügen kann, der sollte überlegen, ob eine Liebesbeziehung grundsätzlich der richtige Weg ist.

So wichtig Ehrlichkeit in einer Partnerschaft auch ist, es ist schier unmöglich, ständig mit der Wahrheit rauszurücken und absolut keine Geheimnisse vor dem Partner zu haben. Ich will um Himmels Willen nicht den Eindruck erwecken, dass man seinen Partner nun regelmäßig betrügen und belügen sollte. Dennoch gibt es Situationen, in denen es nun mal angebrachter ist, dem anderen eine passende Notlüge aufzutischen. Denn nicht nur mit Lügen haben Menschen Probleme, sondern auch mit der (oft harten) Realität. Einige kleinere Lügen bieten sich beispielsweise immer dann an, wenn die Wahrheit nur Beziehungsprobleme und anderen Streitigkeiten hervorrufen würde. Mit einem gewissen Gespür können Sie so manchen Problemen schon im Vorfeld rechtzeitig aus dem Wege gehen.

Wenn Sie aus irgendeinem Grunde Ihren Partner belügen müssen, dann achten Sie darauf, dass Ihre Lüge so selbstverständlich wie nur irgend möglich klingt. Sobald wir lügen, verraten wir uns durch bestimmte Körpersignale und entsprechende Anzeichen in der Stimme. Meist erkennt der langjährige Partner eine Lüge so binnen Sekunden. Beim Lügen tun Sie immer gut daran, so weit wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. So verstricken Sie sich nicht zu schnell in Ihren eigenen Widersprüchlichkeiten. Zudem fällt es Ihnen leichter, eine Lüge zu verpacken, wenn das Drumherum der Wahrheit entspricht. Vermischen Sie daher Ihre Lüge mit genügend tatsächlich Erlebtem und keiner wird den Schwindel bemerken. Natürlich müssen Sie sich Ihre Geschichten merken und diese um jeden Preis als Wahrheit ausgeben. Dabei dürfen Sie aber eine Sache niemals tun. Verteidigen Sie sich niemals zu sehr. Denn wer von einer Sache überzeugt ist, muss nicht gleich seinen Standpunkt überschwänglich erörtern oder gar in die Ecke gedrängt nach Ausflüchten suchen. Wenn Sie mit Ihren Lügen nicht wirklich selbstbewusst auftreten können, dann halten Sie sich lieber an die Wahrheit.

Richtiges Lügen kann man in gewissem Sinne auch üben. Gehen Sie, nachdem Sie etwas “Verbotenes” gemacht haben zu Ihrem Partner und offenbaren Sie die Wahrheit mit soviel Witz, dass dieser an einen Scherz glaubt. So haben Sie Ihren Partner nur indirekt angelogen und können zudem besser abschätzen, wie er auf bestimmte Dinge zu sprechen ist.

Aber denken Sie daran: In einer Partnerschaft sollten höchstens ein paar Notlügen Einzug finden. Ständiges Belügen oder gar regelrechtes Betrügen ist erstens keine Basis für eine harmonische und langfristige Beziehung und zweitens fliegt so gut wie jeder Schwindel irgendwann auf. Niemand kann sich über Jahre verstellen und andere ewig blenden.